Angesichts der eskalierenden Spannungen zwischen Israel und der schiitisch-islamistischen militanten Hisbollah-Gruppe im Libanon drängen sich Reisende, den Libanon zu verlassen. Am Flughafen von Beirut kommt es zu langen Schlangen und Menschenansammlungen. Die Lage ist besonders schlimm, da mehrere Fluggesellschaften Flüge gestrichen haben. Das Chaos, mit dem die Menschen konfrontiert sind, die versuchen, das Land im Nahen Osten zu verlassen, wird dadurch noch verschärft.
Der Konflikt, der mit dem Angriff der palästinensischen militanten Gruppe Hamas – einem Verbündeten der Hisbollah – auf Israel am 7. Oktober begann, war in letzter Zeit von fast täglichen Schusswechseln zwischen der Hisbollah und israelischen Streitkräften geprägt.
Die Ermordung des Hamas-Politikers Ismail Haniyeh in Teheran, die diese Woche stattfand, unmittelbar nach der Ermordung des Hisbollah-Militärchefs Fuad Shukr in Beirut durch Israel, heizte die Situation noch weiter an. Diese Ereignisse provozierten Rachegelüste des Iran und anderer bewaffneter Gruppen, die von Teheran unterstützt werden, darunter auch der Hisbollah, und verschärften die regionalen Spannungen drastisch.
Mehrere Fluggesellschaften, darunter Air France, British Airways, United Airlines, Delta Air Lines und Lufthansa, haben ihre Flüge zum internationalen Flughafen Beirut-Rafic Hariri (BEY) für die kommenden Tage eingestellt.
Laut AFP herrschte am Sonntag in BEY ein chaotisches Bild: Familien räkelten sich auf Metallsitzen, Kinder ruhten auf dem Schoß ihrer Eltern und Kunden bewachten wachsam Berge von Gepäck. Passagiere schauten besorgt auf den Fernsehbildschirmen nach aktuellen Fluginformationen zu Zielen wie Istanbul, Amman und Kairo.
Laut Crisis24 ist in den direkt am Konflikt beteiligten Ländern mit schweren Störungen des kommerziellen Flugverkehrs zu rechnen, wenn ein größerer Konflikt nicht verhindert werden kann. Da die Spannungen weiter zunehmen und die Angst vor einem umfassenden Krieg schüren, werden weitere Störungen des Flugverkehrs vorhergesagt. Es gibt Spekulationen, dass der BEY-Flughafen ganz geschlossen werden könnte, was eine Flucht aus dem Libanon fast unmöglich machen würde.
Auch Nachbarstaaten könnten ihren Luftraum sperren, was zu umfangreichen Flugausfällen und Störungen führen würde. Die Behörden könnten zudem zusätzliche Bewegungseinschränkungen verhängen oder Evakuierungen in den Grenzregionen zu Israel, Syrien oder dem Libanon einleiten.
Vor diesem Hintergrund haben ausländische Botschaften im Libanon ihren Bürgern wiederholt geraten, das Land zu verlassen, solange der kommerzielle Flugverkehr noch läuft. Frankreich warnte beispielsweise, die aktuelle Situation sei „höchst instabil“, während die US-Botschaft am Samstag die Amerikaner aufforderte, mit „jedem verfügbaren Ticket“ auszureisen.
Seit Beginn des Konflikts im Oktober hat der Libanon einer AFP-Zählung zufolge rund 545 Todesopfer zu beklagen, vor allem unter Kämpfern, aber auch unter 115 Zivilisten. Auf israelischer Seite, einschließlich der annektierten Golanhöhen, verloren Armeeangaben zufolge 22 Soldaten und 24 Zivilisten ihr Leben.
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